© HVV Pivitsheide V.L. e.V. - 2023
Heimat-und Verkehrsverein
Schlägt man den Lokalteil einer Zeitung auf, so findet man eigentlich täglich
Berichte über Einzelpersonen oder Gruppen, die uneigennützig und
unentgeltlich ihre Zeit opfern und ihre Arbeitskraft einsetzen, um Missstände
zu beseitigen oder Notlagen zu mildern. Die Betätigungsfelder dieser
besonderen Spezies Mensch sind äußerst vielfältig und berühren fast alle
Lebensbereiche. Die so Aktiven finden aber nicht immer uneingeschränkten
Beifall oder rückhaltlose Unterstützung. Schon immer hat es auch in allen
Gemeinwesen den Typ „Ohne mich“ gegeben. Der Ohnemichler hält sich
aus allem raus und denkt sich „Wenn die das machen wollen, dann lass die
mal!“ Eine andere Spezies findet solche altruistischen Verhaltensweisen
sogar empörend und meint: “Für so etwas ist doch der Staat zuständig.
Wofür zahlt man schließlich seine Steuern?“ Für den egoistischen Typen
steht fest, dass unentgeltliche Tätigkeiten ohne Eigennutz ein ziemliches
Maß an Dummheit belegen und Dummheit will man sich ja nun auf gar
keinen Fall nachsagen lassen. Aber ist es wirklich dumm, unnötig oder
Zeitverschwendung, wenn ehrenamtliche Tätigkeiten geleistet werden? Was
wäre beispielsweise in meinem Ortsteil Pivitsheide V.L. anders, wenn es die
Ehrenamtlichen nicht gäbe?
Als Vorsitzender des örtlichen Heimat- und Verkehrsvereins, aber auch als
Mitglied im Ortkartell, dem Zusammenschluss von rund 20 Vereinen aus
meinem Ortsteil und als Mitglied der Interessengemeinschaft der Detmolder
Heimat, Kur- und Verkehrsvereine habe ich einen praxisnahen konkreten
Einblick in die vielfältigen ehrenamtlichen Betätigungen dieser Vereine. Was
durch meine Vereinsmitglieder geleistet wird, bekomme ich natürlich aus
erster Hand mit und kann deshalb darüber besonders authentisch
berichten.
Ohne unser Team „Bänkewarte“ wäre es um die rund 100 Ruhebänke im
Ortsteil schlecht bestellt. Sie wurden einmal aufgestellt, als Pivitsheide V.L.
sich noch „Luftkurort“ nennen durfte. Für die Stadt wäre es personell nicht
leistbar, die Bänke zu warten, zu pflegen und zu reparieren. Ohne die
Bänkewarte meines Vereins gäbe es ziemlich sicher nur noch einige ganz
wenige Bänke an exponierter Stelle.
Ein weiteres sehr arbeitsintensives Dauerengagement ist die Unterhaltung
des Grillplatzes an der Kussel. Auch hier gibt es Stimmen, die sagen: „Weg
damit, das lockt nur Jungvolk an, die Lärm machen und Müll hinterlassen“.
Aber wäre es richtig, wegen einiger weniger Chaoten eine solche
Einrichtung zu schließen? Legal genutzt wird der Grillplatz nämlich von
Kindergärten, Schulklassen, Vereinen oder privaten Gruppen, die auf einem
idyllisch gelegenen Plätzchen einmal ein paar unbeschwerte Stunden
verbringen möchten, abseits vom Verkehr und ausgestattet mit Wasser,
Strom, Grillplatz, Unterstand und einer Sanitäreinrichtung.
Richten wir unseren Blick auf eine weitere öffentliche Einrichtung, dessen
Existenz im Wesentlichen auf das Engagement meines Vereins
zurückgeführt werden kann. Gemeint ist der Mühlenteich sowie ein Teilstück
der ihn speisenden Rethlage und das ihn umgebene kleine
Naherholungsgebiet. Ohne die nachhaltigen Appelle an die Stadtverwaltung
wäre die Teichanlage sicher der Versandung anheim gefallen. Durch
Vorlage von Sanierungskonzepten konnte letztlich erreicht werden, dass die
Stadt mit Hilfe von Landesmitteln eine umfassende Restaurierung der
gesamten Teichanlage und eines Teilstücks der Rethlage mit
Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit hat durchführen
lassen. Mein Verein hat wesentlich daran mitgewirkt, diese Anlage zu
erhalten und ihr das heutige Gepräge zu verleihen.
Eine Initiative, die nicht durch den Heimat- und Verkehrsverein ins Leben
gerufen wurde, möchte ich nicht unerwähnt lassen, weil durch sie auch eine
wichtige öffentliche Einrichtung in unserem Ortsteil erhalten wurde. Es ist
das ehrenamtliche Engagement zur Erhaltung des Freibades Fischerteich.
Auch hier wurde Großes geleistet, um ein Freibad zu retten, um dessen
zauberhafte Lage am Rande des Teutoburger Waldes uns viele beneiden.
Sicher gäbe es noch sehr viel mehr über ehrenamtliche Tätigkeiten zu
berichten; doch ich denke, dass die aufgezeigten Beispiele belegen, welch
prägender Charakter sie für unser Ortsbild haben und welchen
unmittelbaren positiven Einfluss auf die Lebensqualität der
Ortsteilbewohner.
Wenn ich also die eingangs aufgestellte Hypothese noch einmal aufgreife
und frage, ob es nutzlose Wichtigtuer sind, die sich auf diese Art und Weise
bestätigen, so möchte ich festhalten, das sie viel eher sehr Wichtiges tun,
das von hohem Nutzen für die Allgemeinheit ist. Ohne diese Aktivitäten wäre
unser Gemeinwesen ärmer, weil der Staat oder unsere Kommunen dies
nicht leisten können. Allerdings möchte ich an dieser Stelle lobend
hervorheben, dass wir in unserem Verein durch die Fachbereiche der Stadt
gut beraten und unterstützt werden. Unterstützung finden wir auch immer
wieder bei öffentlich rechtlichen Instituten, Privatunternehmen und
Privatleuten. Deshalb fühlen wir uns nicht als einsame Kämpfer, sondern
haben eine ganze Menge Spaß bei dem, was wir machen. Also wie wär’s?
Vielleicht kann ich ja bei einer der nächsten Müllsammelaktionen oder einer
anderen ehrenamtlichen Tätigkeit mal wieder ein neues Gesicht entdecken.
Das wäre fast zu schön, um wahr zu sein.
Das Ehrenamt:
Nutzloser Zeitvertreib für Wichtigtuer oder unverzichtbares Standbein eines funktionierenden Gemeinwesens?
Ein Bericht von Hans-Dieter Buckoh
Dieser Bericht wurde im “Lippe Magazin” des Kreis Lippe Ausgabe Juli 2007 veröffentlicht.